Zahlungsverkehr: Banken investieren deutlich mehr in Regulierung

07 Februar 2017
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60 Prozent der Banken in Deutschland planen hohe Investitionen für die Umsetzung der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. 2014 waren es nur 41 Prozent. Das ergibt die aktuelle Studie Branchenkompass Banking von Sopra Steria Consulting.

Der Anstieg der Investititionen ist nicht nur eine Folge des näher rückenden Umsetzungstermins. Ein weiterer Grund ist eine herrschende Unsicherheit durch sich verzögernde technische Konkretisierungen der European Banking Authority (EBA), der europäischen Bankenaufsicht. Zudem wollen einige Institute die Öffnung der Kundenschnittstelle strategisch nutzen und investieren verstärkt in eigene Angebote für ihre Kunden, beispielsweise Multibanking-Dienste.

Bislang fehlen die technischen Standards für die starke Kundenauthentifizierung und die sichere offene Kommunikation, die so genannten Regulatory Technical Standards (RTS). Nach einem kontrovers diskutierten Konsultationspapier werden viele beschlossene Anpassungen überdacht, der Prozess verzögert sich. Unklar ist, wann die Veröffentlichung der finalen RTS, eigentlich für Januar 2017 angekündigt, letztendlich kommt.

Die Folge: Um das Timing zu halten, müssen die Institute antizipieren, welche Standards im Zahlungsverkehr künftig gelten und richten sich entsprechend defensiv ein. „Je unklarer das Ausmaß der Anpassungen, desto mehr Puffer bauen die Institute in ihre Budgetplanung ein. Das kann zur Folge haben, dass andere wichtige Projekte deshalb warten müssen“, sagt Zahlungsverkehrsexperte Jens Lüneberg von Sopra Steria Consulting.

Dass im Vergleich zu 2014 deutlich mehr Entscheider hohe PSD2-Investitionen sehen, hat zudem eine strategische Ursache. Viele Institute befürchten, dass sie den Kontakt zum Kunden verlieren, wenn dritte Zahlungsdiensteanbieter und andere Banken künftig Zugriff auf Kontodaten haben. Deshalb wollen sie ihnen zuvorkommen und haben vorgearbeitet. Einige Institute verfügen bereits über Schnittstellen für dritte Zahlungsdienste-Provider, um selbst vor dem Wettbewerb mit so genannten Multibanking-Leistungen im Markt zu sein. Kunden mit mehreren Bankverbindungen können so beispielsweise von einer Online-Banking-Plattform die Kontostände sämtlicher Institute abfragen.

Für diese Vorreiter können teure Zusatzaufwände entstehen. Unter Umständen müssen sie bestimmte bereits umgesetzte Veränderungen erneut anpassen, sobald die finalen technischen Regelungen der PSD2-Richtline feststehen. Unklar ist beispielsweise, in welcher Form dritte Zahlungsdienstleister eigene Authentifizierungsverfahren anbieten dürfen.

„Hier werden Banken im Vorteil sein, die bereits frühzeitig für eine offenere IT-Architektur gesorgt und Prozesse vereinfacht haben. Sie werden schneller und günstiger in der Lage sein, andere Bezahldienste über Schnittstellen anzuschließen. Das macht sie auch attraktiver für digitale Partnerschaften“, sagt Jens Lüneberg. Die Rechnung, sich als so genannter First Mover beim Thema PSD2 und für neue Zahlungsdienste zu positionieren, kann damit im Ergebnis aufgehen.

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