Wirecard lässt Verhandlungstermin gegen „FT“ platzen

21 Februar 2020

von Daniel Zwick

Dank des Booms bei elektronischen Zahlungen hat der Zahlungsdienstleister Wirecard seinen Umsatz deutlich gesteigert – trotz des Vorwurfs fehlerhafter Bilanzierungen. Das Ergebnis stieg um rund 40 Prozent. Vor Monaten hatte der Dax-Konzern Wirecard die britische „Financial Times“ wegen Manipulationsvorwürfen verklagt. Doch jetzt hat der Zahlungsdienstleister die Gerichtsverhandlung überraschend verschoben. Zu den Gründen äußert sich Wirecard nicht. Der Dax-Konzern Wirecard hat im Rechtsstreit mit der britischen „Financial Times“ einen überraschenden Rückzieher gemacht. Eigentlich sollte die Klage des Zahlungsdienstleisters gegen die Wirtschaftszeitung am 27. Januar vor dem Landgericht München 1 verhandelt werden. Doch dazu kam es nicht. „Den Termin für die mündliche Verhandlung hat die Vorsitzende Richterin auf Antrag der Klageseite abgesetzt“, bestätigte die Sprecherin des Gerichts. Wann das Verfahren jetzt weitergeht, liegt in der Hand des Unternehmens. 

Die Klage hatte Wirecard im März nach einer Artikelserie in der „FT“ eingereicht, die zu massiven Verlusten der Aktie geführt hatte. Gestützt auf interne Unterlagen, E-Mails und Buchhaltungsdateien, hatte die Zeitung Ungereimtheiten im Zahlenwerk des Unternehmens aufgedeckt.

Sie zog aus ihren Recherchen den Schluss, dass große Teile der Umsätze und Gewinne des Unternehmens in Wahrheit Luftbuchungen seien. Wirecard bestreitet das. Im gleichen Zeitraum hatten Leerverkäufer massiv gegen die Aktie spekuliert. Eine interne Untersuchung durch Anwälte bei der „Financial Times“ hatte im Oktober ergeben, dass es keine Absprachen zwischen den beteiligten Reportern und den Spekulanten gegeben hatte.

Gern wüsste man, wieso Wirecard den Termin abgesagt hat, ob der neue Aufsichtsratschef an der Entscheidung beteiligt war oder ob das Unternehmen die laufende Bilanzprüfung durch KPMG abwarten will. Einzige Antwort aus der Zentrale in Aschheim bei München: „Zu laufenden Verfahren äußern wir uns nicht.“ Auch die beteiligten Anwälte wollten den Fall nicht kommentieren.

Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur, Welt.

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