Welle von Regulierungsvorhaben treibt Kreditinstitute an ihre Grenzen

10 August 2017
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72 Prozent der Kreditinstitute in Deutschland befürchten, dass sie die Vielzahl neuer regulatorischer Anforderungen von deutschen und europäischen Aufsichtsbehörden nicht fristgerecht umsetzen können. Bei großen Banken und Sparkassen sehen sogar 84 Prozent der Verantwortlichen dieses Risiko. 30 Prozent aller Institute geben sich selbst nur die Schulnoten ausreichend oder mangelhaft, wenn sie beurteilen sollen, wie gut ihr Haus für die fristgerechte Umsetzung der Vorschriften aufgestellt ist. Das sind Ergebnisse der Studie „Regulatorischer Stauatlas 2017“ der Unternehmensberatung PPI, für die Führungskräfte von Kreditinstituten zu Stand, Ausblick und Herausforderungen bei der Umsetzung regulatorischer Anforderungen befragt wurden.
Die Studie zeigt die Folgen der Regulierungswelle auf, die von Seiten der staatlichen Stellen in Deutschland und der Eurozone auf die Banken zugerollt ist. So gibt es in nahezu allen Instituten (96 Prozent) mindestens eine spezielle personelle Maßnahme, welche die Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Vorgaben zum Ziel hat. Maßnahmen sind dabei die Neueinstellung von Mitarbeitern (44 Prozent), die gezielte Fort- und Weiterbildung des Bestandspersonals (76 Prozent) und vor allem der befristete Einkauf von externem Know-How (80 Prozent).
„Die Banken stehen durch die vielen Regulierungsvorhaben unter enormen Leistungs- und Veränderungsdruck, da sie viele neue und regulatorisch notwendige Prozesse parallel implementieren müssen, ohne die Cost-Income-Ratio und die steigenden Kapitalanforderungen aus dem Blick zu verlieren“ erläutern die Leiter der Studie, Monika Kornet (Managing Consultant Compliance) und Dennis Dünow (Consultant Risikomanagement). „Das betrifft im Zeitalter der digitalen Transformation gerade auch die IT-gestützten Prozesse, die mehr und mehr Angriffsfläche für Cyberkriminalität bieten und gleichzeitig den wachsenden Anforderungen an die Datensicherheit standhalten müssen.“
AnaCredit steht im Fokus
Der Studie zufolge beschäftigen sich die Banken derzeit am intensivsten mit der Implementierung des granularen Kreditmeldewesens AnaCredit. Alle befragten Banken sind darüber hinaus mit den Themen 2. FiMaNoG (inklusive MiFID II, MiFIR), SREP, der derzeit in der Konsultation befindlichen 5. MaRisk-Novelle sowie den damit verbundenen bankenaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT) befasst.
Am weitesten umgesetzt wurden laut Studie bislang die Anforderungen aus dem aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) sowie dem Fundamental Review of the Tradingbook (FRTB). Bei AnaCredit, dem 2. FiMaNoG sowie den BCBS 239 wird aufgrund der Dringlichkeit intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Umsetzungsdruck besteht zudem für die erwarteten Anforderungen aus der 5. MaRisk-Novelle. Die größten Investitionen sehen die Banken derzeit bei den Themen SREP, BCBS 239, der Zahlungsverkehrsrichtlinie PSD2, AnaCredit sowie den neuen Finanzmarktrichtlinien.

Neben Risiken sehen Banken auch Chancen

Die regulatorischen Anpassungen werden von den Kreditinstituten dennoch nicht nur als lästige Pflicht gesehen, die mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist – sondern zumindest in einzelnen Bereichen durchaus auch als Chance. In der IT erwarten die Institute beispielsweise positive Entwicklungen hinsichtlich Performance und der grundsätzlichen Vereinfachung bestehender Prozessabläufe. Auch in den Bereichen Risikomanagement und Compliance werden positive Effekte gesehen – insbesondere eine weitere Digitalisierung und Automatisierung.

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