Höherer Frauenanteil in der Finanzwirtschaft kaum umgesetzt

26 November 2015

Bis zur Umsetzung der Quotenregelung, beschlossen von der Bundesregierung, bleibt nicht mehr viel Zeit. Ab 2016 wird für 100 börsennotierte Unternehmen ein Frauenanteil in den Aufsichtsräten von mindestens 30 Prozent festgeschrieben.

Trotz des politischen Drucks entwickelt sich die Personalstrategie innerhalb der deutschen Unternehmen nur schleppend – dies gilt insbesondere für den Finanzsektor. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) befanden sich im vergangenen Jahr in den Vorständen der 100 größten Banken und Sparkassen nur knapp sieben Prozent Frauen. In den Aufsichtsräten ist der Frauenanteil mit 18 Prozent zwar höher, dennoch liegt dieser weiter unter der ab 2016 geltenden gesetzlichen Quote.

Mangelnde Vielfalt auf Führungsebenen

In einer Studie zum Thema Diversität fand eFinancialCareers, ein Karrierenetzwerk für den Finanzsektor, jetzt heraus, dass 63 Prozent der deutschen Finanzexperten das Thema Gendergerechtigkeit im Finanzsektor als unzureichend umgesetzt betrachten. Zwar liegt hiernach der Frauenanteil auf allen Hierarchieebenen bei über 50 Prozent. Diese Verteilung lässt sich jedoch nicht auf den Führungsebenen wiederfinden, wo Frauen und Männer lediglich in 21 Prozent der Unternehmen gleichmäßig vertreten sind.

Unterschiede nach Branchen und Märkten

Nach einer internen Untersuchung von eFinancialCareers stellen Frauen im globalen Vergleich gerade einmal zwölf Prozent der Trader in Deutschland. Bei Hedgefonds sowie im Bereich M&A im Investment Banking sind hierarchieübergreifend mit 15 Prozent beziehungsweise 14 Prozent ebenfalls nur wenige weibliche Mitarbeiter beschäftigt. Leicht höher fallen die Anteile im Asset Management mit 18 Prozent aus.

Zwar hat der politische Druck bereits ein Umdenken innerhalb der Branche angestoßen, am Ziel angekommen sind die Unternehmen jedoch noch lange nicht. Nach dem „Women in work“-Index der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC haben Frauen derzeit – branchenübergreifend – die besten Chancen in Norwegen (82,9), es folgen Dänemark und Schweden. Deutschland hingegen erreicht mit 66,6 Indexpunkten nur Rang sieben. Auf lange Sicht müssen Finanzinstitute eine umfassende Diversitätsstrategie über alle Hierarchieebenen hinweg implementieren. Jeder fünfte Teilnehmer (26%) der eFinancialCareers-Umfrage zum Thema Diversität hält flexiblere Arbeitszeitmodelle für eine Schlüsselmaßnahme erfolgreicher Gleichstellung, jeder Vierte (19 Prozent) nennt Unterstützungsleistungen bei der Kinderbetreuung. Anonymisierte Bewerbungen können zudem bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter für mehr Diversität sorgen. Eine gesetzliche Quote ist hier nur ein erster Schritt, zudem muss ein Umdenken in den Unternehmenskulturen erfolgen.

Quelle: eFinancialCareers.de

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