Finanzsektor war 2016 beliebtestes Hacker-Angriffsziel

02 Mai 2017

Die Sicherheitsverletzungen durch Cyber-Angriffe haben einen neuen Höhepunkt erreicht und sind gegenüber 2015 um genau 937 Prozent auf über 200 Millionen Angriffe gestiegen. Dabei wurde der Finanzsektor im vergangenen Jahr häufiger als jede andere Branche angegriffen – die Rate lag um 65 Prozent höher als der Durchschnitt über alle Sektoren hinweg. Gleichzeitig zeigen die Daten des IBM X-Force Threat Intelligence Index allerdings auch, dass die Finanzbranche erst an dritter Stelle steht, wenn es um den tatsächlichen Erfolg solcher Angriffe geht. Dies ist wahrscheinlich mit höheren Investitionen der Branche in einen besseren Sicherheitsschutz zu erklären.

„Cyberkriminelle sind schon immer dorthin gegangen, wo das Geld zu Hause ist. Doch während schon in früheren Jahren der Finanzsektor das bevorzugte Ziel von Angriffen war, hatte sich ihr Fokus in der jüngeren Vergangenheit insbesondere auf die vermeintlich noch lukrativeren Branchen wie den Gesundheitssektor und den Handel verlagert“, sagt Christian Nern, Head of Security Software DACH bei IBM Deutschland. „Das hat sich 2016 wieder geändert: Wir erleben eine Rückkehr der Hacker-Aktivitäten in den Finanzbereich, also direkt an die eigentliche Geldquelle.“

Insider sind die größte Bedrohung
Wenn man die Ergebnisse für die Finanzbranche genauer betrachtet, wird deutlich, dass der Sektor noch stärker mit Insider-bezogenen Attacken (58 Prozent) als mit reinen Angriffen von außen (42 Prozent) zu kämpfen hatte. Darauf lässt deren Entstehung schließen, da viele dieser Sicherheitsvorfälle das Resultat unrechtmäßigen internen Datenzugriffs oder das Ergebnis von Manipulationen waren.

Dieser unrechtmäßige Datenzugriff innerhalb einer Organisation ist meist das Ergebnis von Unachtsamkeit (53 Prozent), etwa dadurch, dass ein Mitarbeiter mit einer sogenannten Phishing-Mail dazu gebracht wird, Malware auf seinen Rechner herunterzuladen, mit deren Hilfe die Hacker dann ungehindert auf Informationen zugreifen können. Dabei passieren sehr viele dieser Angriffe, ohne dass sie von Mitarbeitern oder Organisationen frühzeitig bemerkt werden.

Finanz-Malware gewinnt weiter an Bedeutung
IBM X-Force hat zudem ermittelt, dass in einigen ausgewählten Ländern die Cyberkriminalität im vergangen Jahr besonders stark angestiegen ist. Hacker legten ihren Fokus dabei insbesondere auf Konten von Geschäftsbanken und verwendeten dabei Malware wie Dridex, Neverquest, GozNymund TrickBot. Da sich größere Organisationen aber immer besser gegen solche Angriffe wappnen, haben die IBM X-Force Experten herausgefunden, dass die erst kürzlich identifizieren TrickBot Malware Campaigns vor allem gegen weniger bekannte und kleinere Institute und Unternehmen gestartet werden. Dazu gehören Privatbanken, Vermögensverwalter oder besonders hochwertige Kontotypen. Dieses Vorgehen lässt darauf schließen, dass ambitionierte Malware-Gangs neue Territorien erschließen wollen.
– Das Risiko minimieren: In dem Maße, in dem Cyberkriminelle dazu übergehen, immer lukrativere Taktiken zu entwickeln, um an die wirklich wertvollen Informationen zu kommen, empfehlen die IBM X-Force Experten folgende Maßnahmen:
– Mitarbeitertrainings:
Kontinuierliches Training und Tests, um Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren, verdächtige E-Mails zu erkennen und nicht das Opfer von Phishing-Mails zu werden.
– Möglichkeiten des internen Missbrauchs reduzieren: Um sensible Daten wirkungsvoll zu schützen sowie den Zugang zu ihnen zu reglementieren, sollten Lösungen für die Datensicherheit sinnvoll mit Identitäts- und Zugangsmanagement kombiniert werden.
– Nutzung kognitiver Ansätze:
Um die Fähigkeiten der Sicherheitsanalysten, auch hochkomplexe Angriffe schnell zu identifizieren und zu verstehen, zu ergänzen, ist der Einsatz kognitiver Systeme hilfreich. Sie sind in der Lage, in Sekundenschnelle enorme Mengen auch unstrukturierter Daten von Blogs, Webseiten oder Forschungspapieren auszuwerten und sie mit den aktuellen Sicherheitszwischenfällen in Korrelation zu setzen.
– Entwicklung und Implementierung eines Sicherheitshandbuchs: Identifikation und Definition der notwendigen Daten und Maßnahmen, um schnell auf eine Attacke reagieren zu können.

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