Dr. Jens Weidmann verlässt die Bundesbank

23 Oktober 2021

Bun­des­bank­prä­si­dent Jens Weid­mann hat Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er um seine Ent­las­sung aus dem Amt zum 31. De­zem­ber 2021 ge­be­ten. Er ver­lässt die Bun­des­bank, an deren Spit­ze er seit Mai 2011 stand, aus per­sön­li­chen Grün­den. „Ich bin zur Über­zeu­gung ge­langt, dass mehr als 10 Jahre ein gutes Zeit­maß sind, um ein neues Ka­pi­tel auf­zu­schla­gen – für die Bun­des­bank, aber auch für mich per­sön­lich“, schreibt Weid­mann in einem Brief an die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Bank. In sei­nen Dan­kes­wor­ten an die Be­leg­schaft ver­weist Weid­mann auf das ge­mein­sam Er­reich­te: „Das Um­feld, in dem wir ope­rie­ren, hat sich mas­siv ver­än­dert und die Auf­ga­ben der Bun­des­bank sind ge­wach­sen. Die Fi­nanz­kri­se, die Staats­schul­den­kri­se und zu­letzt die Pan­de­mie haben in Po­li­tik und Geld­po­li­tik zu Ent­schei­dun­gen ge­führt, die lange nach­wir­ken wer­den. Mir war es dabei immer wich­tig, dass die klare, sta­bi­li­täts­ori­en­tier­te Stim­me der Bun­des­bank deut­lich hör­bar bleibt. Mit viel Sach­kennt­nis haben sich die Fach­be­rei­che in die Dis­kus­sio­nen um die rich­ti­gen Leh­ren aus der Krise und um den Ord­nungs­rah­men der Wäh­rungs­uni­on ein­ge­bracht. Wich­ti­ge re­gu­la­to­ri­sche Än­de­run­gen sind be­schlos­sen wor­den. Die Neu­ord­nung der Ban­ken­auf­sicht in Eu­ro­pa hat nicht nur zu kom­plett neuen Auf­sichts­struk­tu­ren bei der EZB, son­dern auch zu einer ge­stärk­ten Rolle der Bun­des­bank ge­führt. Auch die neuen Ver­ant­wort­lich­kei­ten der Bun­des­bank im Be­reich der Fi­nanz­sta­bi­li­tät un­ter­strei­chen un­se­re zen­tra­le Rolle, wenn es um ein funk­ti­ons­fä­hi­ges Fi­nanz­sys­tem geht.“

Sei­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen im EZB-Rat unter der Füh­rung von Chris­ti­ne Lag­ar­de dankt Weid­mann für die of­fe­ne und kon­struk­ti­ve At­mo­sphä­re in den zu­wei­len schwie­ri­gen Dis­kus­sio­nen der ver­gan­ge­nen Jahre und un­ter­streicht die be­deu­ten­de, sta­bi­li­sie­ren­de Rolle der Geld­po­li­tik wäh­rend der Pan­de­mie, sowie den er­folg­rei­chen Ab­schluss der Stra­te­gie­dis­kus­si­on als wich­ti­gen Mei­len­stein der eu­ro­päi­schen Geld­po­li­tik. Weid­mann ver­weist dar­auf, dass die Bun­des­bank ihre ana­ly­ti­sche Kom­pe­tenz und ihre Grund­über­zeu­gun­gen selbst­be­wusst in den jüngst ab­ge­schlos­se­nen Über­prü­fungs­pro­zess ein­ge­bracht habe. „Es ist ein sym­me­tri­sches, kla­re­res In­fla­ti­ons­ziel ver­ein­bart wor­den. Ne­ben­wir­kun­gen und ins­be­son­de­re Fi­nanz­sta­bi­li­täts­ri­si­ken sol­len stär­ker in den Blick ge­nom­men wer­den. Ein ge­ziel­tes Über­schie­ßen der In­fla­ti­ons­ra­te wurde ver­wor­fen“, führt Weid­mann wei­ter aus.

Mit Blick auf die Zu­kunft weist er dar­auf hin, dass es nun dar­auf an­kom­me, wie diese Stra­te­gie durch kon­kre­te geld­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen „ge­lebt“ werde. „Dabei wird es ent­schei­dend sein“, so Weid­mann, „nicht ein­sei­tig auf De­fla­ti­ons­ri­si­ken zu schau­en, son­dern auch per­spek­ti­vi­sche In­fla­ti­ons­ge­fah­ren nicht aus dem Blick zu ver­lie­ren“. Eine sta­bi­li­täts­ori­en­tier­te Geld­po­li­tik werde dau­er­haft nur mög­lich sein, wenn der Ord­nungs­rah­men der Wäh­rungs­uni­on wei­ter­hin die Ein­heit von Han­deln und Haf­ten si­che­re, die Geld­po­li­tik ihr enges Man­dat achte und nicht ins Schlepp­tau der Fis­kal­po­li­tik oder der Fi­nanz­märk­te ge­ra­te. „Dies bleibt meine feste per­sön­li­che Über­zeu­gung ge­nau­so wie die hohe Be­deu­tung der Un­ab­hän­gig­keit der Geld­po­li­tik.“

Er be­tont, dass es ihm in all den Jah­ren eine Ehre und eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit war, die In­sti­tu­ti­on Bun­des­bank zu ver­tre­ten und ge­mein­sam mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die Po­si­tio­nen der Bank im In­ter­es­se einer sta­bi­len Wäh­rung, eines sta­bi­len Fi­nanz­sys­tems, sta­bi­ler Zah­lungs­ver­kehrs­sys­te­me und einer si­che­ren Bar­geld­ver­sor­gung zu ge­stal­ten. Einen be­son­de­ren Dank rich­tet Weid­mann an die Mit­glie­der des Vor­stands. Ge­mein­sam habe man die Bun­des­bank als eine kom­pe­ten­te und agile In­sti­tu­ti­on po­si­tio­niert, die ihren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern mit Wert­schät­zung be­geg­ne und ge­gen­über der Öf­fent­lich­keit trans­pa­rent agie­re.

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