COVID-19 und die Zeit danach

30 Juni 2021
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Die entschlossenen Reaktionen der Politik auf Covid-19 sorgten dafür, dass sich die Wirtschaft schneller als erwartet erholte. Der ungleiche Verlauf der Erholung stellt die politischen Entscheidungsträger jedoch vor große Herausforderungen. Auf kurze Sicht ist flexible wirtschaftspolitische Unterstützung entscheidend, um den Aufschwung in Gang zu halten. Auf längere Sicht werden Geld- und Fiskalpolitik ihr  Sicherheitspuffer wiederherstellen müssen, was angesichts der beispiellosen Ausgangslage und der inadäquaten strukturellen Reformen keine einfache Aufgabe sein wird. Die Pandemie hat die Einkommens- und Vermögensungleichheit noch verstärkt. Die Geldpolitik kann den langfristigen Trend steigender Ungleichheit zwar nicht beeinflussen, sie kann ihn aber abschwächen, indem sie gesamtwirtschaftliche Instabilität gemäß ihrem Mandat bekämpft.

„Das rasche und entschlossene Handeln von Zentralbanken und Regierungen hat den wirtschaftlichen Schaden der Covid-19-Pandemie begrenzt, und mit Blick auf die nächste Phase der Erholung müssen sich die politischen Entscheidungsträger auf neue, aber nicht weniger schwierige Herausforderungen einstellen“, schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem Wirtschaftsbericht 2021.

In ihrem wichtigsten Bericht zur Wirtschaftsentwicklung beschreibt die BIZ die bisherige globale Erholung als noch nicht abgeschlossen und ungleich, wobei sich einige Länder und Sektoren schneller als andere erholen. Die ungleiche Erholung könnte insbesondere aufstrebenden Volkswirtschaften Gegenwind bescheren, nicht zuletzt wegen verschärfter Finanzierungsbedingungen, wenn sich die fortgeschrittenen Volkswirtschaften schneller erholen.

Im kommenden Jahr werden Themen wie Unternehmenskonkurse und die Reallokation von Arbeitskräften und Kapital in den Vordergrund rücken. Der Bericht präsentiert ein zentrales Erholungsszenario mit einem vorübergehenden Anstieg der Inflation und zwei komplexere Szenarien. In einem davon führen umfangreiche Konjunkturhilfen und ein Abbau der kumulierten Ersparnisse zu stärkerem Wachstum, aber auch zu einer höheren Inflation und einer erheblichen Verschärfung der globalen Finanzierungsbedingungen. In dem anderen bleibt das Wachstum hinter den Erwartungen zurück, weil sich die Eindämmung des Virus als schwierig erweist.

„Die ganze Welt stürzte mit einem Schlag in die Krise, doch der Ausstieg aus der Krise verläuft langsam und in Etappen. Auch wenn sich die Wirtschaft rascher und stärker erholt hat, als sich das irgendjemand vor einem Jahr hätte vorstellen können, sind wir noch nicht über dem Berg. Politische Entscheidungsträger müssen die Risiken, die sich aus dieser wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Divergenz ergeben, sorgfältig steuern und ein solides Fundament für langfristiges Wachstum schaffen“, sagt Agustín Carstens, Generaldirektor der BIZ.

Angesichts der Ungewissheit bezüglich des Pandemieverlaufs müssen Geld- und Fiskalpolitik zwar Unterstützung bieten, gleichzeitig aber flexibel bleiben und Spielräume bewahren. Zudem müssen sie angesichts der pandemiebedingten Nachfrageverschiebungen die Ressourcenallokation erleichtern.

„Der Ausstieg aus der Pandemie geht mit einer höheren öffentlichen Verschuldung, niedrigeren Zinsen und ausgeweiteten Zentralbankbilanzen einher. Die längerfristige Normalisierung der Geld- und Fiskalpolitik wird einen notwendigen Sicherheitspuffer schaffen, der zur Bewältigung unerwarteter Ereignisse wie einer Pandemie oder künftiger Rezessionen erforderlich ist. Um eine nachhaltige Erholung zu sichern, müssen die länger anhaltenden Folgen der Pandemie bewältigt werden“, so Carstens weiter.

Die beispiellose Ausgangslage in Form von außerordentlich niedrigen Zinssätzen und außerordentlich hohen Schuldenständen macht dies zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Erhöhung des Potenzialwachstums ist entscheidend und kann nur durch energische und anhaltende strukturelle Reformen erreicht werden.

„Langfristige Trends der Ungleichheit resultieren aus strukturellen Kräften, die außerhalb des Einflussbereichs der Geldpolitik liegen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Geldpolitik keine Rolle spielt. Hohe Inflation sowie wirtschaftliche und finanzielle Instabilität verstärken die Ungleichheit, und die Bekämpfung solcher Instabilität ist eine wesentliche Aufgabe der Zentralbanken gemäß ihrem Mandat“, sagt Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ.

Der Wandel des Konjunkturzyklus und häufiger auftretende Finanzrezessionen erschweren diese Aufgabe, so der Bericht. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass sich fiskalpolitische, aufsichtsrechtliche und strukturelle Maßnahmen bei der Stabilisierung der Wirtschaft gegenseitig ergänzen.

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