Kreditinstitute betrachten selten Nachhaltigheitsrisiken bei Schifffinanzierungen

19 Mai 2016

Von 56 von der Nachhaltigkeitsratingagentur imug untersuchten Finanzinstituten berücksichtigen knapp 70 Prozent keinerlei Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Schiffsfinanzierungstätigkeit. Dabei ist gerade die Schifffahrt mit enormen Umweltrisiken sowie Risiken aus dem sozialen Bereich und hinsichtlich einer verantwortungsvollen Unternehmensführung verknüpft.


Lediglich 18 der 56 für die Studie „SOS auf hoher See – Verantwortung von Finanzinstituten im Schiffsfinanzierungsgeschäft“ von imug bewerteten Finanzinstitute haben entsprechende Nachhaltigkeitsrichtlinien aufgestellt. Hierin werden einige der Risiken in der Schifffahrt, wie beispielsweise die Luft- und Wasserverschmutzung, die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Abwrackwerften oder die Verschleierung der tatsächlichen Eigentümerverhältnisse, thematisiert.

Zu den neun Finanzinstituten, die für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen im Schiffsfinanzierungsgeschäft von imug zumindest eine mittelmäßige Bewertung erhalten, gehören unter anderem die Nord/LB, die European Investment Bank oder die ABN Amro. „Diese Vorreiter können zu einem wichtigen Treiber für mehr Nachhaltigkeit in der Schifffahrt werden. Denn sie setzen einen Standard, der sowohl in die Schifffahrt als auch in die Finanzindustrie hinein strahlt.“, unterstreicht Tommy Piemonte, Leiter imug rating. Um Beispiele für eine gelungene Umsetzung bei einzelnen Bewertungskriterien zu geben, werden in der aktuellen imug-Studie Best Practice Ansätze von Kreditinstituten herausgearbeitet.

Die Studie zeigt ferner, dass mehr als die Hälfte der Institute mit einer Nachhaltigkeitsrichtlinie für Schiffsfinanzierungen ein Managementsystem zur Umsetzung der Vorgaben installiert hat. „Es ist davon auszugehen, dass diese Finanzinstitute Nachhaltigkeitsbemühungen als unternehmerisch relevant betrachten und nicht nur zu Kommunikationszwecken nutzen.“, erwähnt Stefanie Schreiber, Nachhaltigkeitsanalystin bei imug und Mitautorin der Studie. Diese Vermutung erhärtet sich, betrachtet man die von den Instituten genannten Gründe für eine Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ihr Schiffsfinanzierungsgeschäft. Die dabei angeführten Argumente teilen sich in drei Kategorien ein: Profitabilität, CSR- und Reputationsmanagement sowie rechtliche Anforderungen.

„Finanzinstitute haben durch ihre Finanzierungstätigkeit einen immensen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsausrichtung des Schifffahrtssektors und zwar vom Stadium der Bauplanung, hin zum Schiffsbau, über den Schiffsbetrieb bis hin zur Schiffsverschrottung.“, betont Piemonte. Dieser Einfluss beziehunsweise diese Verantwortung aus Nachhaltigkeitsperspektive ist von besonderer Bedeutung, da 90 Prozent der im gesamten Welthandel transportierten Güter mit Schiffen bewegt werden. „Somit kommt nahezu jedes Produkt das konsumiert und nahezu jeder Euro der in Unternehmen investiert wird, in Berührung mit dem Schifffahrtssektor.“

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