Der Markt unterschätzt das Ausmaß der geldpolitischen Straffung durch die Fed

21 September 2016

Die Terminbörsen unterschätzen das Ausmaß der anstehenden Zinserhöhung durch die Federal Reserve (Fed). Dieser Ansicht ist Steven Bell, Chef-Ökonom von BMO Global Asset Management. Derzeit rechne der Markt bis Ende 2017 lediglich mit einer Leitzinserhöhung um 36 Basispunkte und bis Ende 2018 nur mit weiteren zehn Basispunkten. „Die Prognosen des Marktes fallen aus unserer Sicht allerdings eine Größenordnung zu niedrig aus“, so Bell.

Obwohl verschiedene Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) äußerten, dass noch 2016 mit weiteren Leitzinserhöhungen zu rechnen sei, preise der Markt die Wahrscheinlichkeit für dieses Ereignis bei gerade einmal 60 Prozent ein, erklärt Steven Bell, Chefökonom von BMO Global Asset Management. Und bis Ende 2017 läge die Wahrscheinlichkeit für einen unveränderten Zinssatz immerhin bei 18 Prozent. Zum Vergleich: Drei schrittweise erfolgende Erhöhungen, die sich auf insgesamt 75 Basispunkte summieren, seien gerade einmal zu 17 Prozent eingepreist. Grund für diese pessimistische Haltung sei die Erfahrung aus der Vergangenheit: „Nachdem die Fed im vergangenen Dezember die Straffung einläutete, ging der Markt noch von einer Serie von positiven Zinsschritten aus. Mittlerweile wird die US-Zinswende von vielen Marktteilnehmern vollständig in Frage gestellt“, so der Experte.

Starke Arbeitsmarktdaten sprechen für ein Ende der lockeren Geldpolitik

Der FOMC sei von seinen ursprünglichen Plänen allerdings aus guten Gründen abgewichen: „Die Wirtschaftsdaten hatten sich zu Jahresbeginn verschlechtert. Der Economic Surprise Index, der die Wirtschaftsstimmung in den zehn größten Volkswirtschaften misst, verlief zwischen Januar und Februar stark negativ“, so Bell. Mittlerweile hätte sich dieser Indikator allerdings erholt und auch der weitere Ausblick sei positiv. Die Ängste vor einer Rezession seien zurückgegangen. Der US-Arbeitslosenmarkt habe sich seit Mitte des Jahres stark entwickelt. „Mit der aktuellen Arbeitslosenrate von unter fünf Prozent hat die Fed ihr Ziel in Bezug auf den Arbeitsmarkt erreicht“, stellt Bell fest.

Schwacher US-Dollar und Erholung am Rohstoffmarkt könnten die Inflation ankurbeln

Somit bestehe noch das zweite Problemfeld der Fed, die Inflationsrate. „Die Kerninflationsrate steigt seit zwei Jahren an und liegt bereits seit Ende 2015 über dem von der Fed definierten Ziel von zwei Prozent“, so Bell. Die privaten Konsumausgaben als alternativer, von der Fed bevorzugter Maßstab für die Inflation, seien hingegen weniger stark gestiegen, obgleich es auch bei ihnen seit Ende 2015 eine Beschleunigung gebe.

Zudem deuteten zwei andere Indikatoren auf eine Fortsetzung des Aufwärtsdrucks bei der Inflationsrate hin: Bislang hätten der starke US-Dollar und die schwachen Rohstoffpreise die Inflation geschwächt. Der Dollarwechselkurs liege aber derzeit unter seinem Höchststand von Anfang 2015, während sich zugleich die Rohstoffpreise erholt hätten. „Aufgrund von Basiseffekten dürfte daher der Verbraucherpreisindex ansteigen, wodurch wiederum die Lohninflation steigen könnte“, erläutert Bell. Vor diesem Hintergrund rechnet der Experte damit, dass der FOMC den Leitzins bis zum Jahresende erhöhen wird und dies im Jahr 2017 schrittweise fortführen wird.

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