90 Prozent der Deutschen sparen im Durchschnitt 10,6 Prozent ihres Einkommens

11 Mai 2016

90 Prozent der Bundesbürger legen Geld zurück, jeder Zweite monatlich. Die Sparquote beträgt nach eigenen Angaben durchschnittlich 10,6 Prozent. Wesentliche Motive dabei: das Bedürfnis nach mehr Sicherheit und ein größeres Maß finanzieller Freiheit. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Elbe 19 im Auftrag von Union Investment.


„Sparen ist alles andere als ein Auslaufmodell. Die Deutschen sparen regelmäßig auf gleichbleibendem Niveau“, sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. „Das Thema Sparen ist positiv besetzt. Es geht um das Gefühl, sich Handlungsfähigkeit für die Zukunft zu erhalten.“ Nur ein kleiner Anteil von 10,4 Prozent der Befragten verzichtet ganz aufs Sparen. 51 Prozent von ihnen fehlt nach eigenen Angaben der finanzielle Spielraum. Dabei fällt auf, dass offensichtlich viele ihre Möglichkeiten unterschätzen. Beim Sparen generell ist die Finanzbildung ein entscheidender Faktor. Je höher Menschen ihr Wissen in der Geldanlage einschätzen, umso regelmäßiger und mit mehr Freude sparen sie.

Für 73 Prozent der Befragten bedeuten finanzielle Rücklagen, jetzt und künftig handlungsfähig zu sein, womit auch ein Zugewinn an persönlicher Freiheit verbunden ist. „Nicht zu sparen bereitet vielen ein ungutes Gefühl“, sagt Reinke. „Wer spart, dessen Wohlfühlfaktor steigt, auch wenn es nur rein rational um das Halten oder Steigern des Lebensstandards geht.“ Dabei zeigt sich, dass die Freude am Sparen mit der Art und Weise der Anlage zusammenhängt. Moderne Sparer, die Wertpapiere und Fonds besitzen, kommen auf einen Sparlaune-Index von 64 auf einer Skala von 0 bis 100. Die traditionellen Sparer, die nur auf die Klassiker wie Tagesgeld und Sparbuch setzen, liegen mit 59 Punkten dahinter zurück. Die Zahlen zeigen: Die Freude am Sparen steigt mit dem Besitz von chancenreicheren Anlageformen.

Nichtsparer unterschätzen ihre Möglichkeiten

Der Anteil der Nichtsparer fällt mit 10,4 Prozent überraschend gering aus. Von ihnen geben 51 Prozent fehlende Mittel als Grund für ihre Untätigkeit an. Das zeigt, dass die andere Hälfte ihr Potenzial nicht nutzt. Jeder dritte Nichtsparer (36,1 Prozent) gibt niedrige Zinsen als Ursache für seine Sparverweigerung an. „Die Diskussion über das Niedrigzinsumfeld schadet der Sparkultur“, sagt Reinke. „Viele glauben, dass es sich nicht mehr für sie lohnt, sich mit ihrer Geldanlage auseinanderzusetzen.“ Zudem unterschätzen viele Nichtsparer offensichtlich ihre Möglichkeiten: 59,7 Prozent verfügen über ein Einkommen von mehr als 1.500 Euro. 37,6 Prozent gaben sogar ein Sparvermögen größer als 5.000 Euro an, 27,6 Prozent sogar mehr als 10.000 Euro.

Niedrige Zinsen führen aber bisher nicht dazu, dass vorgezogener Konsum etwa über Konsumentenkredite in großem Maßstab das Sparen ersetzt. Nur 31 Prozent der Befragten gaben eine Affinität zum vorgezogenen Konsum an.

Sparen zwischen Liebesheirat, Zweckbeziehung und Rosenkrieg

Bei der Beziehung zum Sparen sind die Deutschen dreigeteilt. Auf die Frage, wie Studienteilnehmer ihr Verhältnis zum Sparen beschreiben, stufte fast jeder Dritte (30 Prozent) sein Verhältnis als „Liebesheirat“ ein, 6,1 Prozent als „Rosenkrieg“ und die große Mehrheit mit 63,9 Prozent als nüchterne „Zweckbeziehung“. „Um zu sparen, muss man das Thema nicht lieben. Eine rationale Einstellung reicht dafür aus“, sagt Reinke. Es zeigte sich aber auch: Je moderner das Anlageverhalten ausgeprägt ist, umso weniger stehen die Befragten mit dem Sparen auf Kriegsfuß. Unter den modernen Sparern beschreiben nur 2,5 Prozent ihr Verhältnis als Rosenkrieg. Bei den Nichtsparern sind dies dagegen 17,7 Prozent.

Schlaue sparen mehr

Ein wichtiger Faktor beim Sparen ist die Selbsteinschätzung des Wissens. Die Studie ergab, dass diejenigen, die sich selbst als Experten bezeichnen (85,7 Prozent), regelmäßiger sparen. Unter den Ahnungslosen spart nur jeder Dritte regelmäßig (33,3 Prozent). „Wer mehr zu wissen glaubt, der spart regelmäßiger. Aber um erfolgreich zu sparen, muss man nicht unbedingt ein Experte sein“, sagt Reinke. So ordnen sich unter den modernen Sparern 43,1 Prozent nur als „Bisschen-Kenner“ ein. Bei den traditionellen Sparern lagen die Superexperten bei 23,7 Prozent und dafür die Bisschen-Kenner bei 54,4 Prozent. „Ich wünsche mir, dass im Niedrigzinsumfeld mehr darüber gesprochen wird, wie sich Sparen lohnt und weniger, warum es angeblich keinen Sinn mehr macht“, so Reinke. „Ein bisschen mehr Ermutigung könnte schon helfen, um die Menschen nicht weiter zu verunsichern.“

Beratung kann hier unterstützen. Sie steht insbesondere bei modernen Sparern hoch im Kurs: 72 Prozent haben schon einmal eine Beratung zum Thema Sparen in Anspruch genommen. Bei den Traditionellen und Nichtsparern fällt der Wert mit 60,7 beziehungsweise 40,6 Prozent deutlich niedriger aus. Ein Großteil der Befragten will sich nicht häufiger als unbedingt notwendig mit dem Thema auseinandersetzen. Zwei Drittel möchten die Angelegenheiten regeln und danach über einen längeren Zeitraum mit der Geldanlage nichts mehr zu tun haben. Reinke: „Beratung macht den Weg frei für eine moderne Geldanlage, bei der wir mit zeitgemäßen Produkten die Brücke zum Sparer und seine individuellen Bedürfnisse schlagen können.“

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *