Europäische Konzerne planen gemeinsame Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform

08 Mai 2017
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Führende deutsche und europäische Unternehmen beabsichtigen, eng miteinander zu kooperieren und eine gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform zu schaffen. Ziel ist es, die Registrierungsvorgänge für Kunden im Internet zu vereinfachen und sicher zu gestalten. Die beteiligten Unternehmen unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Zu der Initiative gehören zunächst die Unternehmen Allianz, Axel Springer, Daimler und Deutsche Bank mit Postbank sowie der Technologie-Thinktank Core und Here Technologies, ein Entwickler von cloudbasierten Kartendiensten.

„Wir müssen als Europäer auch in der Digitalisierung endlich unsere Stärken voll ausspielen“, betont Christian Sewing, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. „Jetzt ist die Zeit für eine solche Plattform-Initiative: Sie wird die Rechtssicherheit für die Kunden und das Wachstum der europäischen Digitalwirtschaft steigern.“

Kern des geplanten neuen, einheitlichen Zugangs für Online-Angebote wird ein sogenannter Generalschlüssel sein. Diesen können Kunden dann branchenübergreifend verwenden, um sich im Internet zu registrieren und zu identifizieren. „Gerade im digitalen Zeitalter haben Banken eine wichtige Schlüsselrolle und Verantwortung, alle Kunden auf ihrem Weg in das digitale Zeitalter zu begleiten“, erklärt Frank Strauß, Vorstandsvorsitzender der Postbank. „Deshalb schließt sich die Postbank als Online-Bank der ersten Stunde dieser wegweisenden Initiative gerne an, um für ihre 14 Millionen Kunden das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der digitalen Welt zu gewährleisten.“

Die Plattform soll den Nutzern mehr Komfort und auch mehr Sicherheit bieten sowie höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten. Sie wird bereits sowohl das reformierte EU-Datenschutzrecht berücksichtigen, als auch die eIDAS-Verordnung, die die Vertrauensdienste der Online-Ausweisfunktion reguliert. „Für uns als Versicherer ist der vertrauensvolle Umgang mit den Daten unserer Kunden seit jeher besonders wichtig“, so Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland. „Diese Initiative bietet uns die Perspektive, höchste Sicherheitsstandards auf digitale kundenzentrierte Finanzdienstleistungen zu übertragen.“

Zudem soll die Plattform offen konzipiert und kompatibel zu laufenden Vorhaben des Bundes, der Länder und der Kommunen, wie etwa den Bürgerportalen sein. In einer späteren Ausbaustufe sind zusätzliche Funktionen wie etwa ein digitaler Behördenzugang (eGovernment) denkbar. „Höchste Datenschutz- und Sicherheitsstandards kombiniert mit Technologiekompetenz sind zukünftig Voraussetzung für die informationelle Selbstbestimmung der Bürger und Unternehmen“, ist Holger Friedrich, Managing Director bei Core, überzeugt. „Die Initiative stellt einen Meilenstein auf dem Weg zu einer sicheren digitalen Infrastruktur auf Basis europäischer Werte dar.“

Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sind mit dieser Plattform möglich. „In der zu schaffenden Plattform sehen wir erheblichen Zusatznutzen für unsere Kunden, die unsere Online-Dienste verwenden“, so Klaus Entenmann, Vorstandsvorsitzender Daimler Financial Services. „Dies gilt sowohl für unser klassisches Finanzierungs-/Leasing-Geschäft als auch für unseren stark wachsenden Bereich der Mobilitätsdienste.“

Anstatt auf vereinzelte Integrationslösungen zu setzen, wollen die Initiatoren eine gemeinsame Infrastruktur nutzen. Diese ermöglicht eine unternehmensübergreifende Vernetzung sowie eine breitere Marktabdeckung im Sinne der Industrie 4.0. „Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen: Nutzerfreundliche Registrierungsmodelle sind für alle Angebote eines digitalen Verlags ein wesentlicher Erfolgsfaktor“, betont Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer. „Durch die Kooperation mit den führenden Unternehmen in der Finanz-, Wirtschafts- und Automobilindustrie wollen wir hier europaweit vorangehen.“

Unternehmen aus eCommerce, Handel, Luftfahrt und Telekommunikation sowie weiteren Sektoren sollen kurzfristig als Partner gewonnen werden. Erste Verhandlungen mit interessierten Unternehmen laufen bereits. So haben die Gespräche mit der Deutschen Telekom über eine Mitarbeit im Projekt kürzlich begonnen. „An der Schwelle zum autonomen Zeitalter sollen möglichst viele Menschen von einem digitalen Generalschlüssel profitieren, beispielsweise um reibungslos unterschiedlichste Verkehrsmittel nutzen zu können“, so Edzard Overbeek, CEO von Here Technologies. „Wir freuen uns, Kunden und Partnern durch unsere wachsende Open Location Plattform Zugang zu den Vorteilen dieser Initiative bieten zu können.“

Die Kooperation versteht sich als wettbewerbsfähige, europäische Antwort auf die internationale Plattformwirtschaft. Die Initiative ist im Austausch mit der Politik und wird insbesondere vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie begrüßt. Auch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) sowie die European School of Management and Technology (ESMT) sind eingebunden, um das Projekt wissenschaftlich zu begleiten.

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