Europäischer Markt für Konsumkredite erstmals seit 2008 wieder im Aufwind

19 August 2016

Die europäischen Verbraucher haben Ende 2015 Konsumentenkredite in einer Gesamthöhe von 1.124 Milliarden Euro in Anspruch genommen. Damit sind die Kreditbestände erstmals seit 2008 wieder gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Plus drei Prozent. Auch Deutschland verzeichnet einen leichten Anstieg um ein Prozent auf 225 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse der Studie „Consumer Credit Market in Europe“ der französischen Crédit Agricole Consumer Finance (CA CF) Gruppe.


2015 markiert damit den Wendepunkt für Konsumkredite: Nach mehreren rückläufigen Jahren haben Europas Verbraucher erstmals wieder höhere Ausgaben für Konsumgüter über Kredite finanziert. Eine verbesserte wirtschaftliche Lage, weniger Arbeitslosigkeit, höhere Löhne und bessere Jobperspektiven in vielen Ländern stärken das Vertrauen der Menschen in die Zukunft und fördern den privaten Konsum.

Den stärksten Einbruch bei Konsumentenkrediten hatte es 2011 gegeben, am Jahresende stand ein Minus von 3,5 Prozent. In den folgenden drei Jahren hatte sich eine Erholung bereits angedeutet, die Kreditbestände verzeichneten nur noch leichte Rückgänge oder stagnierten. „Der Blick auf das Jahr 2015 zeigt uns erneut, dass der Markt für Konsumkredite mit der realwirtschaftlichen Entwicklung in enger Wechselbeziehung steht“, sagt Jan W. Wagner, Vorstandsvorsitzender der CreditPlus Bank, die zur Crédit Agricole Consumer Finance (CA CF) Gruppe gehört. „Die Nachfrage nach Konsumentenkrediten ist ein guter Indikator für die Stimmung der Verbraucher.“

Deutschland ist zweitgrößter Konsumkreditmarkt

Deutschland zählt zu den drei größten Konsumkreditmärkten in Europa. Die deutschen Verbraucher liegen mit Außenständen von 225 Milliarden Euro im Vergleich der 28 untersuchten Länder auf Platz zwei. Mit Abstand Spitzenreiter ist Großbritannien: Die britischen Kreditbestände sind seit 2012 stetig gestiegen – auf 329 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Damit sind sie im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gewachsen und haben sogar das Niveau von 2008 erstmals überschritten. Drittgrößter Konsumkreditmarkt ist Frankreich (153 Milliarden Euro), gefolgt von Italien (106 Milliarden Euro) und Spanien (67 Milliarden Euro).

Keine einheitliche Entwicklung

Dass die Entwicklung in Europa alles andere als einheitlich verläuft, zeigt ein Blick auf die einzelnen Länder und Regionen. In 16 von 28 untersuchten Ländern ist die Kreditnachfrage gestiegen, in zwölf von ihnen mit Wachstumsraten von mehr als drei Prozent sogar überdurchschnittlich. Die stärksten Zuwächse verzeichnen die Slowakei (plus zehn Prozent), Tschechien (plus neun Prozent) und Luxemburg (plus acht Prozent). Frankreich erreicht mit plus vier Prozent den stärksten Anstieg seit fünf Jahren.

Im krisengeschüttelten Südeuropa zeichnet sich zumindest in einigen Ländern eine Wende ab, die wirtschaftliche Erholung kommt auch bei den Verbrauchern an: Steigende Kreditbestände sind in Spanien (plus sechs Prozent), Italien (plus zwei Prozent) und Portugal (plus ein Prozent) zu beobachten. In neun Ländern sind die Kreditvolumen gesunken, dazu gehören Griechenland (minus drei Prozent), Irland (minus zwei Prozent), Österreich (minus vier Prozent) und die Niederlande (minus sieben Prozent). Am stärksten ist die Nachfrage in Ungarn (minus 17 Prozent) zurückgegangen.

Deutscher Mindestlohn stützt den Konsum

In Deutschland zeigt sich mit einem Prozent Wachstum ein leichter Aufwärtstrend. „Gestützt wird der private Konsum durch den Mindestlohn, der Anfang 2015 eingeführt wurde“, erklärt Wagner. Im Umbruch ist der deutsche Markt in Sachen Vertriebskanäle: Online-Abschlüsse sind auf dem Vormarsch. Im Jahr 2015 ist das Kreditvolumen, das online vergeben wurde, um 20 Prozent angestiegen

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