„Durch die Deregulierung in den USA kommt Bewegung in das Thema“

28 März 2017

In den USA zeichnet sich eine Deregulierung der Bankenbranche ab. Die Zeitschrift „Banken+Partner“, Kooperationspartner der „Risk & Compliance Platform Europe“, sprach mit Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, über mögliche Auswirkung eines solchen Vorhabens.

Herr Väth, Anfang Februar hat US-Präsident Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, das auf die Revision des Dodd Frank Act, des wichtigsten Gesetzes zur Bankenregulierung in den Vereinigten Staaten, abzielt. Was bedeutet das für das internationale Bankensystem?
Väth:
Das kann man derzeit noch nicht beurteilen, denn man weiß bisher nur, dass Dodd Frank geändert werden soll. Was und wieviel an der Regulierung verändert wird, ist noch nicht bekannt.

Die Kritik an der von Trump erlassenen Anordnung ist groß. Mit Recht?
Väth:
Wenn sie tatsächlich dazu führt – wie es jetzt teilweise befürchtet wird – dass sich die USA aus der globalen Diskussion zum Thema Bankenregulierung zurückzieht, dann ist das sicherlich von Nachteil. Denn dann agieren die international tätigen Institute nicht mehr auf einem einheitlichen Regulierungsniveau. Wenn es allerdings nur darum geht, neun Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise die in diesem Zusammenhang erlassenen Regulierungen kritisch unter die Lupe zu nehmen, dann ist das sicherlich kein schlechtes Vorhaben.

Weshalb wäre das sinnvoll?
Väth:
Weil die Regulierungsvorhaben auch zu Nachteilen für das Finanzsystem geführt haben. So sind die Finanzmärkte in einigen Segmenten illiquider geworden, weil die Banken als Market Maker ausfallen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Institute durch eine gleichgerichtete Reaktion mögliche Krisen noch verschärfen – einfach weil die Banken durch die Regulierung zu einem bestimmten Verhalten gezwungen werden.

Also weg mit der Regulierung?
Väth:
Auf gar keinen Fall. Die Regulierungsvorhaben der vergangenen Jahre haben viel Gutes bewirkt. Viele von ihnen waren und sind wichtig und erforderlich. Es geht tatsächlich nur darum, Konstruktionsmängel auszugleichen. So widersprechen sich beispielsweise einige Vorschriften der USA und Europas. Das ist für international agierende Häuser nicht immer einfach.

Allerdings befürchten nun viele Experten, dass im Zuge von Trumps „America First“ ein Deregulierungswettbewerb starten könnte. Wie sehen Sie das?
Väth:
Das glaube ich nicht. Weltweit will niemand die Regulierung völlig zurückzudrehen. Auch die USA haben ein Interesse an einem stabilen Finanzsystem – das muss immer die erste Priorität sein. Erst an zweiter Stelle kommt die Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings haben sich die Banken in den USA in den vergangenen Jahren deutlich stabiler entwickelt als in Europa. Sie forden schon dadurch die europäischen Institute heraus. Auch in Europa wird schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht, Teile der Regulierung auf den Prüfstand zu stellen – durch die angekündigte Deregulierung in den USA kommt jetzt neue Bewegung in das Thema.

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