BVR: Schädliche Nebenwirkungen der Regulierung beseitigen

28 November 2016

Die durch zahlreiche Institutionen der Europäischen Union ausgelösten massiven Regulierungswellen sorgen bei regionalen Kreditinstituten für Anpassungen von Geschäftsmodellen und belasten zunehmend auch die Kunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Folgestudie zu Auswirkungen der Bankenregulierung, die Professor Stephan Paul, Ruhr-Universität Bochum, gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Frankfurt vorgestellt hat.

Auswirkungen der Regulierung sehen die Autoren der Studie vor allem in der Mittelstandsfinanzierung und bei der Betreuung von Privatkunden. BVR-Präsident Uwe Fröhlich sagt dazu: „Es ist nicht akzeptabel, dass unsere Institute infolge regulatorischer Vorschriften ihre traditionelle Zielkundschaft nicht mehr in dem gleichen Maße wie bisher betreuen können. Der Gesetzgeber ist im Sinne der mittelständischen Wirtschaft gefordert, die schädlichen Nebenwirkungen der Regulierung zu beseitigen.“

Der Studie zufolge sehen sich die Institute aufgrund der steigenden Eigenkapitalanforderungen durch Basel III und der Überarbeitung des Kreditrisiko-Standardansatzes zunehmend dazu veranlasst, ihre Kunden im gewerblichen Bereich stärker auszuwählen. Präferiert wird eher kleinvolumiges Kreditgeschäft. Kredite über 1,5 Millionen Euro verlieren hingehen an Attraktivität. Zudem erschweren Unternehmen mit einem Einlagevolumen über 500.000 Euro den Banken die Einhaltung der Mindestliquiditätsquote (LCR) übermäßig stark.

Auf Privatkundenseite führen die umfassenden Vorschriften und Dokumentationspflichten in der Wertpapieranlageberatung und Immobilienfinanzierung dazu, dass Genossenschaftsbanken diese Dienstleistungen nicht mehr flächendeckend, sondern nur noch in spezialisierten Beratungscentern anbieten können. Perspektivisch kann es durch die Regulierung dazu kommen, dass die Anlageberatung nur noch bestimmten Kundensegmenten angeboten wird, etwa einkommensstarken Privatkunden, was dem Selbstverständnis der Volks- und Raiffeisenbanken als zuverlässigen Allfinanzanbietern für alle Kundengruppen zuwiderläuft.

Der BVR möchte mit dieser zweiten wissenschaftlichen Studie der Diskussion um eine richtige Balance der Bankenregulierung weitere Impulse geben. Genossenschaftsbanken sehen sich nicht nur durch die immer neuen Regulierungsmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren nach der Finanzmarktkrise erlassen wurden, enormen Kosten ausgesetzt. Die Regulatorik verändert auch die Geschäftsausrichtung der Banken, obwohl Genossenschaftsbanken aufgrund ihrer regionalen Ausrichtung und ihrer breiten Kundenakzeptanz nachweislich in der Finanzmarktkrise stabilisierend gewirkt haben.

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